Die zugrundeliegende Ursache für Unglücklichsein in der Beziehung ist nicht im anderen verwurzelt. Sie ist in uns selbst verwurzelt, in der Unfähigkeit, uns selbst bedingungslos zu lieben und unserer Wahrheit treu zu sein, dem, was wir sind. Das ist die wahre Suche, auf die wir uns begeben müssen, nicht die Suche nach jemand anderem, der uns gibt, was unser Partner uns nicht gibt.
Ich hoffe, dass diese Blogs euch helfen, euer Bewusstsein zu öffnen, um die Untreue mehr als eine Herausforderung im Leben zu sehen, die keine zerstörerische Kraft sein muss, sondern eine Quelle des Lernpotenzials, und in der Lage zu sein, mit sich selbst und dem Partner die schwierigen Themen zu bearbeiten, die mit einer reifen und tiefen Verbindung einhergehen.
Ich werde den Begriff "Ehe" oder "Beziehung" verwenden, um eine "intime, verbindliche Beziehung" zu beschreiben, unabhängig von ihrer vertraglichen Natur oder dem Geschlecht der Partner (homosexuell/heterosexuell/bisexuell/transgender).
Ich werde meinen Blog zum Thema Untreue damit beginnen, einige der gängigsten Theorien in Bezug auf die Partnerwahl vorzustellen. Den Fokus richte ich dabei auf eine Haupttheorie, die den gemeinsamen Nenner mit dem Core Energetics-Ansatz (Wilhelm Reichs Charakterbildung) und anderen körperorientierten Konzepten hat.
Diesem letzten Konzept der humanistischen Psychologie liegt die Vorstellung zugrunde, dass die Wunden unserer Kindheit und die Sehnsucht der Seele nach Heilung die Erfahrungen und Menschen bestimmen, denen wir im Leben begegnen.
Biologische Theorie: Einige Biologen behaupten, dass es eine gewisse "Biologik" des Balzverhaltens gibt. Nach dieser breiten, evolutionären Auffassung von Liebe wählen wir instinktiv Partner aus, die das Überleben der Spezies fördern. Die renommierte Anthropologin Helen Fisher erklärt die biochemische Dynamik dessen, was sie "das Gehirn in der Liebe" nennt: Wenn wir uns verlieben, "leuchten" bestimmte Bereiche des Gehirns mit erhöhter Durchblutung auf. Die romantische Leidenschaft ist durch Millionen von Jahren der Evolution in unserem Gehirn fest verdrahtet. Es ist keine Emotion; es ist ein Antrieb, der so mächtig ist wie der Hunger.
Die Sozialpsychologie erklärt die Partnerwahl durch die Tauschtheorie. Diese Theorie gibt uns einen umfassenderen Überblick über die Partnerwahl als das einfache biologische Modell. Es sind nicht nur Jugend, Schönheit und sozialer Rang, die uns interessieren, sondern die ganze Person. Zum Beispiel kann die Tatsache, dass ein Mann einen Job mit niedrigem Status hat, durch die Tatsache ausgeglichen werden, dass er ein charmanter, intelligenter und mitfühlender Mensch ist.
Die Personentheorie fügt dem Phänomen der romantischen Anziehung eine weitere Dimension hinzu: die Art und Weise, wie ein potenzieller Verehrer unser Selbstwertgefühl steigert. Jeder von uns hat eine Maske, eine "Persona", die das Gesicht ist, das wir anderen Menschen zeigen. Wir wählen eine Partnerin, die unser idealisiertes Selbstbild verstärkt. Die Frage lautet hier: "Was wird es mit meinem Selbstbild anstellen, wenn ich diese Person sehe?“
Imago-Theorie: Was erklärt die Intensität der romantischen Liebe, die Gefühle der Ekstase, die so überwältigend sein können? ... und auch die emotionale Verwüstung, die häufig mit dem Abbruch einer Beziehung einhergeht? Wir scheinen bei der Wahl unserer Partner sehr wählerisch zu sein. Tatsächlich scheinen wir auf der Suche nach einem "Einzigen" mit ganz bestimmten Eigenschaften zu sein. Wie Harville Hendrix beschreibt, suchen wir unbewusst nach einer Person, die zu unserer "Imago" passt, und dahinter steht der unbewusste Wunsch, die Wunden unserer Kindheit zu heilen. Der Hauptgrund, warum wir unsere Partner auswählen, ist, dass sie unseren Pflegern ähneln, ihre positiven UND negativen Persönlichkeitsmerkmale mitbringen.
Damit dieses hohe Maß an Selektivität einen Sinn ergibt, müssen wir die Rolle verstehen, die das Unterbewusstsein bei der Partnerwahl spielt. Lasst uns einen kurzen Blick auf die Struktur des Gehirns werfen und das Gehirn in drei konzentrische Schichten unterteilen (Modell des Neurowissenschaftlers Paul McLean):
1. Das "Reptiliengehirn": Die innere und primitivste Schicht. Es handelt sich um den Teil des Gehirns, der die Reproduktion, die Selbsterhaltung (Kampf-/Fluchtinstinkte) und lebenswichtige Funktionen wie Blutkreislauf, Atmung, Schlaf und die Kontraktion der Muskeln als Reaktion auf äußere Reize überlagert.
2. Das "limbische Gehirn": Seine Funktion ist die Erzeugung lebhafter Emotionen. Hier ist die Fähigkeit angesiedelt, Emotionen in anderen zu erkennen und sie in uns selbst zu spüren (Empathie).
3. Der "Neo-Cortex" oder das Gehirn des Homo Sapiens: beinhaltet die meisten unserer kognitiven Funktionen, wie abstraktes Denken, Planungsfähigkeit (Vergangenheit/Zukunft), strategisches Denken, logisches Denken, deduktives Denken, organisieren usw.
Von nun an werde ich den Teil des Gehirns als das "alte Gehirn" bezeichnen, der sowohl das Reptiliengehirn (1) als auch das limbische System (2) umfasst. Ich werde die Großhirnrinde als "neues Gehirn" bezeichnen (3).
Das alte Gehirn ist stets in Alarmbereitschaft und stellt ständig die Urfrage "Ist es sicher?". Das Einzige, worum sich das alte Gehirn zu kümmern scheint, ist die Frage, ob eine bestimmte Person jemand ist, der sie nähren oder von ihr genährt wird, mit ihr Sex hat, vor ihr wegläuft, sich ihr unterwirft oder sie angreift.
Ein weiteres wichtiges Prinzip des alten Gehirns ist, dass es kein Gefühl für lineare Zeit hat: Heute, morgen und gestern gibt es nicht; alles, was war, ist immer noch. Die Vergangenheit und die Gegenwart leben in unseren Köpfen zusammen. Das neue Gehirn ist von Natur aus logisch und versucht, für jede Wirkung eine Ursache und für jede Ursache eine Wirkung zu finden. Bis zu einem gewissen Grad kann es einige der instinktiven Reaktionen unseres alten Gehirns mildern. Dieser Teil des Gehirns ist derjenige, der mit dem "ICH BIN" identifiziert wird.
Unser altes Gehirn, das im ewigen Jetzt gefangen ist und nur ein schwaches Bewusstsein für die Außenwelt hat, versucht ständig, die Atmosphäre der Kindheit wieder herzustellen. Es ist ein dringendes Bedürfnis, alte Wunden der Kindheit zu heilen. Auf der Suche nach einem Partner suchen wir also nach jemandem, der die vorherrschenden Charakterzüge der Menschen hat, die uns aufgezogen haben. Wir haben uns verliebt, weil unser altes Gehirn unseren Partner mit unseren Eltern "verbunden" hatte! Unser altes Gehirn glaubt, endlich den idealen Kandidaten gefunden zu haben, um die erlittenen psychischen und emotionalen Schäden auszugleichen.
Fragen zur Selbstreflexion:
Wie wir gesehen haben, gibt es verschiedene Theorien, die das Phänomen des "Verliebtseins" und der Partnerwahl erklären:
Warum bzw. in welche Eigenschaften deines Partners hast du dich verliebt?
Welche Eigenschaften ähneln im positiven wie im negativen Sinne den Eigenschaften deiner Eltern?
Welches Geschenk macht dir dein Partner, indem er die Eigenschaften deiner Eltern widerspiegelt, die du am meisten geliebt und am wenigsten gemocht hast?
Was kommt als Nächstes?
Im zweiten Artikel werde ich mich mit der Definition von "Trauma" aus dem körperpsychotherapeutischen Ansatz befassen und damit, wie Wunden aus der Kindheit in unseren Beziehungen als Erwachsene aufeinander folgen.
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Quellen / Lesevorschläge:
"Liebe dich selbst, und es spielt keine Rolle, wen du heiratest" - Eva Maria Zuhorst
"Getting the love you want: A Guide for Couples" - Harville Hendrix
"Why We Love: The Nature and Chemistry of Romantic Love" - Helen Fisher
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